04. Juni 2014
Regionale Medien im Abstimmungskampf
Das Abstimmungsresultat zur Masseneinwanderungsinitiative vom 9. Februar 2014 fiel knapp aus. Befürworter und Gegner hielten sich beinahe die Waage. Grund genug, die Akteure eines nationalen Wahlkampfs genauer zu betrachten. Das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich hat den medialen Abstimmungskampf in der Region Basel unter die Lupe genommen.
Abstimmungsvorlagen sind wie Sportmedaillen. Man kann sie von zwei Seiten betrachten und zum Schluss kann sie sich nur eine Mannschaft – oder eben ein politisches Lager – umhängen. Im Vorfeld zu den vier Abstimmungssonntagen im Jahr positionieren sich Parteien sowie Wirtschafts- und Interessensverbände dementsprechend, Parolen werden gefasst und Kampagnen lanciert. Das gemeinsame Ziel: Eine möglichst breite Wählerschaft von den eigenen Argumenten überzeugen. Denn nur selten lassen sich politische Vorlagen völlig objektiv betrachten und klar bewerten, Emotionen und persönliche Überzeugungen beeinflussen jeden einzelnen Stimmbürger.
Regionale Printmedien als Meinungsbildner
Als Wirtschaftsverband positioniert sich auch die Handelskammer beider Basel im Abstimmungskampf klar. Neben Podiumsdiskussionen versucht sie mittels Medienmitteilungen, Pressekonferenzen oder Zeitungskampagnen die Anliegen der Wirtschaft durchzusetzen und bei Wahlen und Abstimmungen Einfluss zu nehmen. Bei der für die Wirtschaft besonders bedeutsamen Initiative „gegen Masseneinwanderung“ gelang es dem Resultat nach nicht, die eigenen Argumente nachvollziehbar und relevant darzulegen. Das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich analysierte die Berichterstattung der Schweizer Printmedien zum Thema und zeichnete gerade für die Grenzregion Basel ein kontroverses Bild.
Erfasst wurden alle redaktionellen Beiträge aus neun Schweizer Print-Titeln, die sich mit der Volksinitiative der SVP im Vorfeld der Abstimmung befassten (siehe Abbildung). Alle gewählten Beiträge wurden schliesslich nach ihrer Tonalität gewichtet, also ob die aufgeführten Argumente für (positiv) oder gegen (negativ) die Masseneinwanderungsinitiative sprachen.
Die drei Printmedientitel der Region Basel verhalten sich untereinander sehr unterschiedlich in der Tonalität und zeigen sehr klar, dass die Blätter selbst – und nicht nur Zitate von Akteuren oder deren Gastbeiträge – eine sehr eigenständige und meinungsbildende Stimme haben und diese entsprechend nutzen. Laut fög beinhalten zwar nur fünf Prozent der Beiträge aller Titel eine konkrete Abstimmungsempfehlung, jedoch beziehen die drei Zeitungen in einem Viertel aller Beiträge klar Stellung gegenüber der Vorlage und den involvierten politischen Akteuren. Betrachtet man die Tonalität der Berichterstattung im Hinblick auf das Abstimmungsresultat der beiden Kantone Basel-Stadt (61 Prozent Nein-Stimmen) und Basel-Landschaft (50,6 Prozent Ja-Stimmen), zeigt sich, wie umkämpft der publizistische Raum der Region ist. Es bleibt offen, welches Medium in welchem Gebiet Einfluss nimmt. Klar ist, dass sich die Basler Printmedien im nationalen Schnitt besonders intensiv mit der SVP-Volksinitiative beschäftigt haben – was in einer Region mit rund 50‘000 Grenzgängern zu erwarten ist.
Verstärkter Dialog mit Gesellschaft und Medien
Die Handelskammer musste erkennen, dass sie ihre Argumente in dieser für die Wirtschaft bedeutenden Vorlage ungenügend publik machen konnte. In Zukunft wird die sie deshalb mit geeigneten Kommunikationsmitteln versuchen, den Puls bei der Bevölkerung und den Basler Printmedien noch stärker fühlen. Als Wirtschaftsverband ist es der Kammer ein grosses Anliegen, den politischen Kontrahenten die eigenen Argumente klar und zielführend entgegenzustellen und sich auf Augenhöhe zu begegnen.
Download
Direktor
Artikel teilen
Kommentare
Das könnte Sie auch interessieren
-
05. September 2018
Vorstand sagt NEIN zur «Selbstbestimmungs»-Initiative
Der Vorstand der Handelskammer beider Basel lehnt die sogenannte... Weiterlesen...
-
27. August 2018
Schweizer Exportwirtschaft nicht abschotten
Die Schweizerinnen und Schweizer stimmen am 23. September auf... Weiterlesen...
-
10. Juni 2018
Mit dem NEIN zum Vollgeld wurde ein hochriskantes Experiment verhindert
Die Mitglieder des Komitees beider Basel „Vollgeld-Initiative NEIN“... Weiterlesen...
-
10. Juni 2018
Angriff auf Bildungsrat erfolgreich abgewehrt
Das Komitee «Wirtschaft für Bildungsqualität» begrüsst, dass die... Weiterlesen...
-
07. Juni 2018
Umsetzung der MEI: Was bedeutet das für Sie?
Am 1. Juli 2018 tritt die Umsetzung der... Weiterlesen...
-
02. Mai 2018
Vollgeld-Initiative – ein hochriskantes Experiment
Die Mitglieder des überparteilichen Komitees beider Basel... Weiterlesen...
-
26. April 2018
Abstimmungsempfehlungen für den 10. Juni 2018
Die Handelskammer beider Basel empfiehlt Ihnen zu den Abstimmungen... Weiterlesen...
-
09. September 2017
Am 24. September 2017: Überzeugendes JA zum Margarethenstich
Am 24. September stimmt das Baselbieter Stimmvolk über den... Weiterlesen...
-
14. August 2017
Abstimmungsempfehlungen für den 24. September 2017
Die Handelskammer beider Basel empfiehlt Ihnen zu den Abstimmungen... Weiterlesen...