
07. August 2014
Bildungsfragen auf den Tisch gebracht
Der Industrie und Wirtschaft fehlt es an qualifizierten Fachkräften. Mitglieder der Handelskammer beider Basel diskutierten im Rahmen des Teilprojekts Bildung, Forschung und Innovation der Wirtschaftsoffensive Baselland den Status quo sowie mögliche Lösungsansätze.
Die Weltbevölkerung wird stetig älter. So gut wie alle Industriestaaten müssen sich heute mit einem Fachkräftemangel aufgrund demografischer Bevölkerungsentwicklungen befassen. Unternehmen aller Branchen sind auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen – wie aber kann dieser Bedarf auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten gedeckt werden? Eine Möglichkeit ist, qualifizierte Leute aus dem Ausland in die Schweiz zu rekrutieren, was nach der Abstimmung zur Masseneinwanderungsinitiative vom 9. Februar 2014 jedoch keine vielversprechende Option mehr darstellt. Den Ansatz umzukehren – also die qualifizierte Arbeit ins Ausland zu verlagern – würde die Schwächung des Standorts Schweiz bedeuten. Die logische Konsequenz muss daher die Qualifikation des eigenen Nachwuchses sein.
Das Teilprojekt Bildung, Forschung und Innovation der Wirtschaftsoffensive Baselland möchte den Grund für den Fachkräftemangel speziell für die in der Region Basel ansässigen Unternehmen klären und mögliche Handlungsfelder im Bildungsbereich erschliessen. Gemeinsam mit der Handelskammer beider Basel fühlte man im Juni 2014 deshalb bei ausgesuchten Firmen den Puls, eine breitangelegte Online-Umfrage wird diesen Sommer lanciert. Die erste Befragung im Rahmen einer Diskussionsrunde zeichnete bereits ein klares Bild: Der Region fehlt es an Fachkräften im MINT-Bereich.
Die befragten Unternehmen geben an, auf eine ausgeschriebene Stelle im kaufmännischen Bereich 300 Bewerbungen zu erhalten. Auf eine Stelle für eine spezialisierte Fachkraft, z.B. einen Ingenieur, sind es noch rund drei passende. Die ungleiche Verteilung von KV-Absolventinnen und Absolventen im Vergleich zu Lehrabgängern einer naturwissenschaftlichen oder technischen Lehre fällt gerade in der Region Basel mit einer hohen Dichte an KV-Ausbildungsstätten – und im Gegensatz dazu stehend einer hohen Dichte an Firmen im Bereich Life Sciences und Technik – stark ins Gewicht.
Einflussnehmen und Lehrstellen schaffen
Die befragten Firmen lokalisieren das Problem im Gespräch nicht in einer mangelnden Attraktivität der MINT-Ausbildungen, das duale Bildungssystem schätzen sie sehr. Dem Konsens nach orten sie das Problem in der Volksschule. Fächer der Naturwissenschaften, Informatik und Technik werden dort noch zu wenig stufengerecht greifbar gemacht. Zudem wird seitens der Arbeitgeber oft das mitgebrachte Basiswissen der Schulabgänger als kritisch beurteilt. Durch diesen Umstand würden diese Lernenden oft den Anschluss verfehlen und zum Beispiel eine Lehrabschlussprüfung nicht bestehen, wodurch in der Folge eher Maturanden für diese Ausbildungsstellen bevorzugt würden. Diese wiederum interessieren sich jedoch oft für einen universitären Bildungsweg.
Eine mögliche Lösung sehen die befragten Unternehmen im aktiven, stufengerechten Einflussnehmen der KMU in den Volksschulen – sei dies durch die Lehrpersonen oder das Vorstellen eines MINT-Berufes durch Fachpersonen aus den Unternehmen. Grundsätzlich muss auch die Wirtschaft ihren Teil leisten. So sollten sich beispielsweise in der Schweiz angesiedelte Firmen noch stärker selbst für die Ausbildung von Lernenden engagieren, in dem sie attraktive Lehrstellen schaffen.
Die nun laufende Online-Umfrage wird im Herbst 2014 ausgewertet.
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