23. März 2017
Naturwissenschaftliche Fächer stärken
Die Handelskammer beider Basel fordert, dass in der Stundentafel Sekundarschule je eine Lektion mehr für die Fächer MINT und Deutsch berücksichtigt werden, analog zu der bikantonal harmonisierten Stundentafel aus dem Jahr 2012. Das Lektionendeputat ist dafür von der Regierung anzuheben.
Die Handelskammer beider Basel hat sich in den letzten Jahren intensiv mit dem Lehrplan 21 beschäftigt und die inhaltliche Ausarbeitung wie auch die Einführung in den beiden Basler Kantonen mitgestaltet. So hat sie sich bei der Ausgestaltung der bikantonal harmonisierten Stundentafeln erfolgreich für die Stärkung der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) eingesetzt und auch den Kompetenzwechsel bei der Einführung im Kanton Basel-Landschaft vom Bildungsrat hin zum Landrat verhindern können.
Stundentafel Sekundarschule
Durch die Änderung des Schulgesetzes vom 24. September 2014, die nach Annahme der Initiative „Verzicht auf kostentreibende Sammelfächer“ erfolgte, mussten der Lehrplan wie auch die Stundentafel für die Sekundarstufe angepasst werden. Mit dem Auftrag der Regierung, diese Anpassung unter Vorgabe des Ressourcenbedarfs von 42 Lehrpersonenlektionen vorzunehmen, hat der Bildungsrat den vorliegenden Entwurf ausgearbeitet. Die Handelskammer beider Basel hat sich bereits nach der Abstimmung vom 5. Juni 2016 besorgt darüber gezeigt, dass mit dem Verzicht auf die Sammelfächer bei den naturwissenschaftlichen Fächern Lektionen gestrichen werden und damit ein Bildungsabbau stattfinden könnte. Aus der Befürchtung ist nun Gewissheit geworden: von vier Lektionen Natur und Technik (Biologie, Chemie und Physik im dritten Schuljahr) wird nur noch für jedes Fach eine Lektion zur Verfügung gestellt. Zudem wurde eine Lektion des Faches Deutsch direkt in die Projektarbeiten eingebunden.
Wirtschaft benötigt MINT-Fachkräfte
Seit Jahren beklagt die Wirtschaft einen Fachkräftemangel in den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und dieser wird in den kommenden Jahren weiter verschärft. Dass nun genau in den naturwissenschaftlichen Fächern Lektionenabbau betrieben wird, ist für die Handelskammer beider Basel nicht nachvollziehbar. Des Weiteren werden seitens Lehrbetriebe die Deutschkenntnisse der Auszubildenden zunehmend bemängelt. Grundsätzlich schulisch starke Lernende scheitern oftmals aufgrund ihrer mangelnden Kenntnisse in der deutschen Sprache. Die Schulen müssen dafür sorgen, dass Schulabgängerinnen und Schulabgänger die deutsche Sprache solide beherrschen. Aus diesem Grund darf nicht an Deutsch-Lektionen gespart werden.
Lektionendeputat muss um eine Lektion auf 43 angehoben werden
Das Instrument des Lektionendeputats wird bereits auf Primarstufe genutzt und in der entsprechenden Verordnung festgesetzt. Dass dies nun auch auf Stufe Sekundarschule eingeführt wird, ist für die Handelskammer ein folgerichtiger Schritt. Einerseits wird dadurch eine gewisse Planungssicherheit erreicht, andererseits kann die Festlegung einer bestimmten Anzahl von Lehrpersonenlektionen pro Schulklasse als Kontrolle genutzt werden. Aufbau, aber vorallem auch Abbau, von Lektionen können erst durch eine Verordnungsänderung veranlasst werden und geplante Sparmassnahmen werden damit rasch sichtbar. Die Handelskammer beider Basel wird solche Veränderungen beobachten und wenn nötig darauf reagieren. Mit der geplanten Höhe des Lektionendeputats erklärt sich die Kammer aber nicht einverstanden. Mit ihrer Forderung, die naturwissenschaftlichen Fächer und das Fach Deutsch wie ursprünglich geplant in den Stundentafeln aufzuführen, muss das Lektionendeputat zumindest für das dritte Schuljahr auf 43 erhöht werden. Es darf nicht sein, dass aufgrund von Sparbemühungen wichtige und wertvolle Lektionen wie die naturwissenschaftlichen Fächer abgebaut oder Deutschlektionen in Projektarbeiten eingebunden werden.
Lehrplan 21 soll auf das Schuljahr 2018/19 eingeführt werden
Der Lehrplan 21 ist im Kanton Basel-Landschaft auf Primarstufe bereits auf das Schuljahr 2015/16 eingeführt worden. Es macht aus Sicht der Handelskammer keinen Sinn, noch länger mit dessen Einführung auf Stufe Sekundarschule zu warten. Wie bereits im Stadtkanton geschehen, soll der Lehrplan umgesetzt werden und zwar mit der Möglichkeit, diesen anhand von praktischen Erprobungen anzupassen und zu überarbeiten. Damit wird die Einführung des Lehrplans 21 gleichzeitig mit Basel-Stadt stattfinden und auch die definitive Umsetzung zur gleichen Zeit abgeschlossen sein. Die Handelskammer stützt daher die Variante 1 und bekräftigt den Entscheid des Bildungsrates, den Lehrplan Volksschule Basel-Landschaft auf der Grundlage des Lehrplans 21 auf das Schuljahr 2018/19 einzuführen.
Keine Sparmassnahmen mit Bildungsabbau
Die Übergangsstundentafel wurde mit einem Lektionendeputat von nur 40 Lehrpersonenlektionen pro Schulklasse ausgestattet. Damit erhalten Schülerinnen und Schüler auf Sekundarstufe in jedem Schuljahr eine bis zwei Wochen-Lektionen weniger Schule als im vorliegenden Stundenplan. Dieser Übergangslehrplan ist nur schon aus diesem Grund so rasch wie möglich abzulösen. Eine Verlängerung um zwei Jahre, wie es das BKSD in der Variante 2 vorschlägt, betrachtet die Handelskammer beider Basel als reine Sparmassnahme des Kantons zu Lasten der Kinder und Jugendlichen.
Fazit und Forderungen
Die Handelskammer beider Basel beobachtet die Baselbieter Sparmassnahmen im Bildungsbereich mit Sorge und befürchtet, dass auch vor einem Bildungsabbau nicht halt gemacht wird. Sie hat ihre Bedenken auch in Gesprächen mit dem BKSD zum Ausdruck gebracht und parallel dazu die Lancierung einer Bildungsinitiative geprüft, die einem Bildungsabbau vorbeugen soll. Der Handelskammer wurde zugesichert, dass die neue Stundentafel Sekundarschule des Lehrplans Volksschule Basel-Landschaft auf der Grundlage des Lehrplans 21 keine Sparübung darstellen würde. Mit der Ressourcenvorgabe von 42 Lehrpersonenlektionen ist aber zumindest im dritten Schuljahr auf Sekundarstufe ein Bildungsabbau in den naturwissenschaftlichen Fächern wie auch eine Schwächung des Faches Deutsch, durch das Verschieben einer Lektion in die Projektarbeit, erkennbar. Zusammenfassend stellt die Handelskammer beider Basel daher folgende Forderungen:
- Das Lektionendeputat muss zumindest für das dritte Schuljahr der Sekundarstufe auf 43 angehoben werden.
- Die naturwissenschaftlichen Fächer müssen wieder um eine Lektion auf insgesamt vier Lektionen aufgestockt werden und die zusätzliche Stunde Projektarbeit soll wie ursprünglich geplant als fünfte Deutschlektion aufgeführt werden.
- Der Lehrplan Volksschule Basel-Landschaft auf der Grundlage des Lehrplans 21 muss gemäss Variante 1 „Erprobung Lehrplan Volksschule Basel-Landschaft“ auf das Schuljahr 2018/19 eingeführt werden.
Stellungnahme der Handelskammer beider Basel zur Anpassung der Stundentafel
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