28. Juni 2017
Die Stadt von morgen - Kolumne von Rolando Benedick
Die «Stadt von morgen» ist eine Kolumne von Rolando Benedick, die im aktuellen twice erschienen ist.
Viele Studien, Konzepte und Pilotprojekte widmen sich dem Thema «Die Stadt von morgen». Grund dafür ist die weltweite Urbanisierung, die uns vor grosse Herausforderungen stellt. Wir reden dabei von Grossstädten wie Peking, São Paulo und Lagos, aber auch von Städten wie Basel, Zürich oder Genf.
Richten wir den Fokus auf die helvetischen Städte. Eine Stadt ist wie ein Markenzeichen: Sie muss sich gut positionieren und die richtigen Entscheidungen treffen. Dabei muss sie auf verschiedene Aspekte wie ökonomische Wettbewerbsfähigkeit, soziale Strukturen, Mobilität, Umwelt und das Nomadisieren der Wirtschaftsleute achten. Auch die unabwendbare Überalterung der Bevölkerung und die zunehmende Beunruhigung des Mittelstandes darf sie nicht ausser Acht lassen.
Was für eine Stadt wollen wir also? Für wen? Und was soll dort geschehen? Für die Schweiz sind die Antworten begrenzt: Unser Wohlstand wird immer von der Innovation unserer qualitativ hochwertigen Produkte und Dienstleistungen abhängen wie auch von unserer Weltoffenheit und dem hohen Ausbildungsniveau.
Richard Florida, Direktor des Martin Prosperity Institute in Toronto, hat dazu die «3-T-Strategie» entwickelt, von der sich unsere Vision inspirieren lassen kann.
TALENT: Städte müssen für Menschen mit grossem wachstumsförderndem Potenzial attraktiv sein. Damit sind besonders Unternehmer, Kunstschaffende und Forscher gemeint. Diese Menschen leisten einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität einer Stadt. Meist bevorzugen sie Städte, die nicht übermässig stark bevölkert sind – genau das ist ein Trumpf unserer Städte. Vorerst muss aber in die Rahmenbedingungen investiert werden: sauberen Nahverkehr, Grünflächen, attraktive Fussgängerbereiche, die nicht lediglich anonyme Fahrverbotszonen sind, sowie in das kulturelle Angebot.
TECHNOLOGIE: Nicht nur Innovation ist gefragt, sondern auch die Umwandlung von Ideen in gewinnträchtige Produkte und Dienstleistungen. Dazu braucht es die notwendigen Infrastrukturen.
TOLERANZ: Offene Stadtgemeinden und alternative Lebensformen müssen gefördert und unterstützt werden. In einer Zeit, in der Rückkehr zur geistigen wie auch zur geografischen Abschottung zur Tendenz zu werden droht, stellt dies eine grosse Herausforderung dar.
Jetzt muss noch ein viertes «T» hinzugefügt werden:
TERRITORIUM: Eine Stadt kann nicht alles alleine lösen. Es geht auch um das Territorium im Sinne der Region, das den adäquaten Rahmen bildet. Im Fall von Basel das Dreiland. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass diese Vision nur umgesetzt werden kann, wenn sie von der Bevölkerung getragen wird. Gewisse Bevölkerungsschichten und ihre gesundheitlichen Probleme wie beispielsweise die Abhängigkeit hochbetagter Menschen ausser Acht zu lassen, wäre ein fataler Fehler.
Die «Stadt von morgen» muss mehr denn je in Einklang stehen mit einer ökonomischen und sozialen Vision. Sie ist nicht ohne Mut und beachtliche Investitionen zu realisieren. Der Umgang mit öffentlichen und privaten Geldern muss genau kontrolliert werden. Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Forschung sind wichtig.
Hüten wir uns also davor, bei zukunftsträchtigen Bereichen zu sparen – das ist fehl am Platz!
ROLANDO BENEDICK ist Verwaltungsratspräsident der Manor Süd AG und der Valora AG.
Lesen Sie weitere spannende Artikel im twice. Das aktuelle twice beleuchtet das Thema Wirtschaft und Ethik aus verschiedenen Blickwinkeln.
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